Malta

Oktober 2021 // Wenige Wochen zuvor war der Plan leider nicht ganz aufgegangen, in Polen ein paar sonnige Tage am Wasser zu verbringen. Diesen Teil unserer diesjährigen Reiseplanung mussten wir also anderweitig nachholen und so entstand eine kleine Liste an möglichen Reisezielen für den Herbst: Sizilien, Griechenland, Marokko, Zypern... Da wir nur wenig Zeit hatten und das Reisen durch Corona auch noch stark beeinträchtigt war, stand am Ende Malta als Reiseziel fest. Während sich in Deutschland also bereits der Herbst breitmachte, buchten wir uns für fünf Nächte in einer netten Wohnung in Valletta ein.

Die Republik Malta ist ein Inselstaat im Mittelmeer. Sie besteht aus den drei bewohnten Inseln Malta, Gozo und Comino. Daneben gibt es noch ein paar unbewohnte Kleinstinseln.  Allerdings sind auch die drei großen Inseln recht überschaubar. Die rund 520.000 Einwohner/innen teilen sich insgesamt 316 Quadratkilometer. Das ist etwa ein Zehntel des Saarlands. Damit ist Malta eines der Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt.


Valletta

Der größte Teil der maltesischen Bevölkerung konzentriert sich mit knapp 400.000 Einwohner/innen auf die Hauptstadtregion Valletta. Valletta liegt an der Nordostküste der Insel und befindet sich auf der Landzunge Monte Sciberras. Auf der etwa einen Kilometer langen Republic Street kann man die kleinste Hauptstadt der EU einmal komplett durchqueren - vom neuen Stadttor und dem maltesischen Parlament im Südosten bis zum Fort St. Elmo an der nordöstlichen Spitze. Dabei kommt man auch an vielen anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei, wie zum Beispiel am Großmeisterpalast oder an der St. John’s Co-Cathedral, eine der am schönsten gestalteten Kirchen des Mittelmeerraums. Gerade diese beiden standen auf der Liste sicherlich ganz oben, als Valletta als Gesamtmonument in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.

Valletta ist eine der am besten gesicherten Städte der Welt. Die Stadt ist umgeben von Mauern und Bastionen, die das Stadtbild prägen. Die zwei großen Parkanlagen, die Upper und die Lower Barrakka Gardens sind ebenfalls in die Befestigungsanlagen integriert. Im Inneren der Mauern ziehen sich unzählige kleine, hügelige Gassen durch die Häuserschluchten, mit ihren typischen Sandsteinbauten und bunten Balkonen. Während sich der Trubel am Tag auf den Hauptstraßen abspielt, erwachen viele kleine Gassen besonders in den Abendstunden zum Leben, wenn sich die Türen der Cafés und Restaurants öffnen und die Tische nach draußen gestellt werden. Bei Dunkelheit zeigt sich die Stadt noch einmal von einer ganz anderen Seite.

Für Valletta sollte man einen oder anderthalb Tage einplanen. Danach hat man die wichtigsten Dinge teilweise vermutlich schon mehrfach gesehen. Aber auch außerhalb der Hauptstadt haben die Inseln noch Vieles zu bieten.

Wir hatten uns vorab dafür entschieden, kein Auto zu mieten. Für diese Entscheidung haben wir uns im Laufe unseres Aufenthalts auch mehrfach selbst gratuliert. Denn einerseits sind die Malteser/innen im Linksverkehr der unübersichtlichen Straßen ganz schön sportlich unterwegs. Andererseits sind die engen und steilen Gassen weder zum Fahren noch zum Parken besonders gut geeignet. Der öffentliche Nahverkehr ist dagegen deutlich entspannter und auch absolut gut ausgebaut. Vor dem Stadttor Vallettas befindet sich der große Busbahnhof, von dem aus man alle Ecken der Hauptinsel gut erreichen kann. Für einen Ausflug nach Gozo empfiehlt sich die Gozo Fast Ferry, die fast stündlich vom Grand Harbour in Richtung der nördlichen Insel aufbricht. So lässt sich ein ganzes Land in wenigen Tagesausflügen erkunden.

Von Valletta führten uns unsere Tagesausflüge nach Mdina und Rabat, auf die Insel Gozo sowie nach Għar Lapsi und zur Blauen Grotte.


Mdina und Rabat

Schon von Weitem erkennt man die Befestigungsmauern am Horizont, die auf einem Hügel im Landesinneren aufragen. Die Stadt war schon über die letzten Jahrhunderte hinweg die Heimat wohlhabender Familien, die sich dort ihre prunkvollen Häuser errichtet haben. Sobald man die Stadt durch eines der Stadttore betritt, reihen sich in den schmalen Gassen mittelalterliche und barocke Bauten aneinander. Auf der Fläche von nicht einmal einem Quadratkilometer ist dann auch die Kathedrale St. Paul kaum zu verfehlen.

Als wir beim Busfahrer eine Fahrkarte von Mdina nach Rabat lösen wollten, zeigte er nur auf die gegenüberliegende Straßenseite und sagte "This is Rabat". Wie so oft in Malta, waren die Entfernungen überraschend kurz und wir waren - ohne es zu wissen - schon mittendrin. Das Wort Rabat stammt aus der Zeit der arabischen Herrschaft und bedeutet so viel wie "Vorort". Rabat ist also der (heute deutlich größere) Vorort außerhalb der Stadtmauern Mdinas.

Die Geschichte von Mdina und Rabat geht allerdings sogar bis in die Römerzeit zurück. Das belegen Ausgrabungen und archäologischen Funde. Auch eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Rabat liegt ein paar Meter unter der Erde: die St. Paul Katakomben. In den labyrinthartigen Gängen wurden im Laufe der Jahre etwa 1.400 Tote beerdigt, die heute allerdings ausgelagert sind. Zurück am Tageslicht lohnt sich auch ein Besuch der St. Pauls Kirche und der St. Pauls Grotte. Die Legende sagt, dass der Apostel Paulus für drei Monate in dieser Grotte gelebt haben soll, um den römischen Statthalter Publius zum Christentum zu bekehren.


Gozo

Gozo ist die zweitgrößte Insel der Republik Malta und liegt sechs Kilometer nordwestlich der Hauptinsel. Von Valletta aus gelangt man am schnellsten mit der Gozo Fast Ferry zum Ferry Terminal im Süden Gozos. Von dort aus fahren Busse in alle Ecken der Insel, die mit ihrer Ausdehnung von 14km Länge auch nicht allzu groß ist.

Die Fähre macht ihrem Namen alle Ehre. Auch ein stärkerer Seegang soll nicht zu Lasten der Fahrzeit von 45 Minuten gehen, was bei einigen Reisenden zu sichtbaren Kreislaufproblemen führte. Einer nach dem anderen wurde auf wackeligen Beinen von der Crew zu den hinteren und ruhigeren Sitzplätzen geleitet und mit Tüten ausgestattet. Auch ein Teil unserer Reisegruppe war noch den ganzen Tag an der Ramla Bay damit beschäftigt, die Kontrolle über die Körperfunktionen zurück zu erobern.

Eigentlich war ein Abstecher in die Inselhauptstadt Victoria gar nicht eingeplant. Aber die Rückfahrt wollten wir vorsichtshalber nicht ohne Reisetabletten antreten. Auf dem Weg zur Apotheke konnten wir zumindest einen kurzen Blick auf die Kathedrale Santa Marija und die barocke Basilika San Ġorġ werfen. Mit etwas mehr Zeit, hätte sich in Victoria sicherlich noch die eine oder andere interessante Ecke gefunden.


Blaue Grotte und Għar Lapsi

Beim dritten Tagesausflug ging es zuerst zur Blauen Grotte (maltesisch Taħt il-Ħnejja). Diese Felsformation im Süden Maltas besteht aus mehreren Meereshöhlen und einem imposanten Felsbogen. Von der Küste aus gibt es verschiedene Aussichtspunkte, teilweise sogar mit eigener Bushaltestelle, von denen aus man sich die Szene gut ansehen kann. Wenn man ganz nah ran möchte, geht das aber nur mit einem Boot vom Meer her. In den umliegenden Ortschaften gibt es dafür verschiedene Anbieter.

Zwei Kilometer weiter westlich und ebenfalls mit dem Bus erreichbar liegt eine weitere Sehenswürdigkeit der Steilküste. Għar Lapsi (deutsch Höhle der Himmelfahrt) ist ein natürliches Gewölbe, das von Schwimmern als geschützter Pool genutzt wird. Die Ecke ist aber gleichermaßen beliebt zum Schnorcheln, Tauchen und zum Wandern. Ebenso kann man sich ganz unsportlich ein nettes Fleckchen an der Steilküste suchen, um in Ruhe ein Buch zu lesen, oder in einer der Snackbars ein Bier bestellen. Schön ist es da allemal.


Fazit

Malta ist Teil der EU und liegt nur einen Steinwurf von Sizilien entfernt. Trotzdem wirkt es manchmal, wie in einer anderen Welt - vielleicht auch, weil hier im Laufe der Jahrhunderte ganz unterschiedliche Kulturen ihre Spuren hinterlassen haben. Römer, Araber, Normannen, Spanier, Franzosen und Briten prägten die Insel und die Sprache. Neben Englisch ist Malti die Amtssprache der Republik Malta. Sie ist aus einem arabischen Dialekt entstanden, verwendet aber das lateinische Alphabet. Erst 1964 wurde Malta endgültig unabhängig vom Commonwealth und zehn Jahre später eine eigenständige Republik. Die britische Esskultur ist auf der Insel allerdings bis heute leider sehr stark verbreitet.

Trotz des Essens war Malta für uns genau das Richtige für die Zeit, die wir zur Verfügung hatten. Mit weniger als drei Stunden Flugzeit findet man hier eine ganz eigene Welt auf wirklich kleinem Raum. Wir hatten vier entspannte Tage und haben irgendwie ganz nebenbei ein ganzes Land erkundet. Sonne, Meer und 25°C waren eine echte Abwechslung zum grauen Herbst in Deutschland.