Luxemburg

Juli 2017 // Luxemburg (luxemburgisch Lëtzebuerg) ist das letzte Großherzogtum in Europa und das kleinste der drei Benelux-Länder westlich von Deutschland. Trotz einer gemeinsamen Grenze gewöhnt man sich schnell an die ungläubigen Blicke, wenn man verkündet, im Urlaub nach Luxemburg zu fahren. Auf den zweiten Blick ist das zweitkleinste Land der Europäischen Union aber geradezu prädestiniert für einen Abstecher ins nahe Ausland. Denn sowohl landschaftlich, als auch historisch, politisch und wirtschaftlich kann man hier durchaus ein paar Tage zubringen. Wir haben versucht, die wichtigsten Facetten Luxemburgs kennenzulernen, indem wir zunächst ein paar Tage zu Fuß die ländlichen Gegenden erkundeten. Anschließend ging es weiter nach Luxemburg Stadt. Insgesamt waren wir eine knappe Woche unterwegs.


Müllerthal-Trail

Der Müllerthal-Trail führt auf einer Länge von 112 km durch die Region Müllerthal in der "Kleinen Luxemburger Schweiz". Der Trail verläuft in drei Routen und ein paar zusätzlichen Varianten durch Wälder, Wiesen, Schluchten und imposante Felsformationen.

Wir hatten uns Route 2 und 3 vorgenommen und diese beiden wiederum in je zwei Etappen eingeteilt. Falls Ihr eine ähnliche Tour plant, findet Ihr auf der Website www.mullerthal-trail.lu die wichtigsten Informationen zur Anreise, zum Trail und zu möglichen Unterkünften. Dort findet Ihr auch die folgende Karte.

Nach der Ankunft und einem netten Abend in der Altstadt von Echternach, starteten wir von dort auf Route 2 in Richtung Süden. Bereits dieser erste Abschnitt mit einer Länge von ca. 20 km hielt einige Highlights bereit. Besonders die beeindruckenden Felsen und Schluchten entlang des gut ausgeschilderten Waldwegs bieten immer wieder großartige Fotomotive und gewichtige Gründe, vielleicht mal wieder eine kurze Pause einzulegen. Nach einigen Stunden erreichten wir das Dorf Müllerthal, das der Gegend und dem Trail ihren Namen gibt. Unser Bed & Breakfast lag im nahegelegenen Christnach.

Die Idee, uns irgendwo auf dem Weg in einem Supermarkt mit ein paar Lebensmitteln und frischem Wasser einzudecken, ging leider nicht auf. Auch die Dichte an Restaurants entlang der Strecke ist - abgesehen von den wenigen größeren Städtchen - ebenfalls leider nicht so umfangreich, wie es unser Reiseführer erahnen ließ. Um es auf den Punkt zu bringen: In Müllerthal gibt es keinen Supermarkt und das einzige Restaurant, das wir finden konnten, schloss um 18.00 Uhr. Auf dem Rest der Strecke sieht es versorgungstechnisch leider ähnlich mau aus. Glücklicherweise hatte unser Gastwirt am Abend Mitleid mit uns und stellte uns ein kleines Vesper zusammen. Das tröstete uns dann auch - zusammen mit der Flasche Wein - über die ersten Blasen an den Füßen hinweg.

Am nächsten Morgen ging es weiter von Christnach über die südliche Hälfte der Route 3 nach Larochette, dem westlichsten Punkt des Trails. Auch diese Etappe sowie die nördliche Hälfte von Larochette nach Beaufort ist eher landwirtschaftlich geprägt, bietet aber immer wieder sehr schöne Landschaften, Ruinen und Flussläufe.

Aufgrund des schlechten Wetters und schmerzender Füße entschlossen wir uns kurzfristig, die Wanderung ein wenig abzukürzen und nach einer weiteren Nacht in Christnach auf die vierte Etappe (auf Route 2 von Christnach nach Echternach) zu verzichten und direkt nach Luxemburg Stadt zu fahren.


Luxemburg Stadt

Von der Kleinen Luxemburgischen Schweiz machten wir uns auf die Weiterreise in die Hauptstadt. Ob man bei einer Entfernung von 30 km von einer "Reise" sprechen möchte, überlasse ich Eurer Interpretation. Das Land scheint seine Besucher manchmal fast mit der Nase auf die Erkenntnis zu stoßen, wie winzig es ist. Ähnlich überschaubar ist auch Luxemburg Stadt - aber sicher nicht weniger interessant.

Luxemburg Stadt beheimatet gut 110.000 der 590.667 Einwohner des Großherzogtums. Sowohl sprachlich als auch kulturell sind die französischen Einflüsse jedoch sehr viel deutlicher, als die deutschen. Auch Luxemburgisch - neben Französisch und Deutsch dritte und originäre Amtssprache - tritt in den Hintergrund. Verantwortlich für diese Entwicklung ist sicherlich auch die gestiegene Bedeutung Luxemburgs als Verwaltungssitz der Europäischen Union sowie als Sitz einiger Unternehmen der Finanzbranche. Diese befinden sich vermehrt im "Centre européen" auf dem Kirchberg-Plateau. Dieses Viertel wird auch in einigen Reiseführern für einen Ausflug empfohlen. Wenn man aber nicht auf Kunst im öffentlichen Raum und Reihenweise Bürogebäude steht, kann man sich diesen Ausflug eigentlich sparen. Oder wie es unser Hotelier ausdrückte: "Alles Beton und Glas. Braucht kein Mensch." Also ab in die Altstadt.

Das Stadtbild ist geprägt durch das Petruss-Tal, das direkt durch das Stadtgebiet verläuft und die Oberstadt vom Bahnhofsviertel trennt. Die historische Altstadt befindet sich in der Oberstadt, die man vom Bahnhof aus am besten und eindrucksvollsten über die Adolphe-Brücke erreicht. Dort finden sich auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise das Monument du souvenir ("Gëlle Fra"), der Großherzogliche Palast oder die Cathédrale Notre-Dame. Am Rande der Altstadt gelangt man zum Bock-Felsen, wo sich einige der historischen Wehranlagen befinden. Es gibt mehrere dieser Tunnel- und Höhlensysteme in Luxemburg. Aufgrund ihrer Größe und des tollen Ausblicks auf die Stadt sowie auf das Petruss-Tal sind die sogenannten Bock Kasematten jedoch die bekanntesten.

Von Luxemburg Stadt aus finden sich natürlich auch ein paar Ausflugziele außerhalb des Stadtgebiets. Eines davon ist der Amerkianische Soldatenfriedhof:

Luxembourg American Cemetery

Der "Luxembourg American Cemetery and Memorial" ist ein amerikanischer Soldatenfriedhof. Auf dem 21 Hektar großen Areal östlich von Luxemburg Stadt befinden sich 5.067 Grabmähler für die Gefallenen der US Army, die zum Ende des Zweiten Weltkriegs die deutsche Ardennenoffensive unter großen Verlusten aufhalten konnten. An exponierter Stelle befindet sich das Grabmahl für General George S. Patton jr., der bei der Landung in der Normandie das Kommando hatte.


Rückblickend auf die kleine Reise bleibt zu sagen, dass Luxemburg in jedem Fall einen Abstecher wert ist - sowohl in der Stadt- als auch in der Landversion. Den Abstecher darf man dabei aber gerne wörtlich nehmen, denn schon aufgrund seiner Größe sind die Optionen in diesem Land natürlich begrenzt. Ein ganzer Tag in der Hauptstadt ist eigentlich völlig ausreichend. Zudem ist Luxemburg auch nicht ganz kostengünstig. Im Jahr 2016 war es sogar das reichste Land der Welt nach nominellem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Über 50€ am Tag für einen Parkplatz in der Innenstadt sowie über 100€ pro Nacht für ein durchschnittliches Hotelzimmer sind da keine Seltenheit. Gerade bei den Parkplätzen bieten sich jedoch Park & Ride-Plätze außerhalb des Zentrums an.

Fazit: In drei bis vier Tagen kommt Ihr hier ganz gut rum und entdeckt ein Land, das trotz nächster Nähe in der deutschen Öffentlichkeit doch noch immer irgendwie exotisch zu sein scheint.