Oktober 2018 // Als sich in Deutschland schon langsam der Herbst ankündigte, verlängerten wir unsere persönliche Sommerzeit mit einer Reise in den hohen Norden Südamerikas. Nachdem wir bereits Ecuador, Bolivien und Chile bereist hatten, hofften wir dort auf ähnlich positive Erlebnisse. Um eines vorwegzunehmen: Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Denn in dem Land zwischen Karibik und Pazifik, zwischen der Sierra Nevada de Santa Marta und dem Amazonasbecken, zwischen Andenhochland und Traumstränden gibt es eine Menge zu erleben.
Zu den Fakten: Die knapp 50 Millionen Einwohner Kolumbiens verteilen sich auf eine Fläche, die etwa drei mal größer ist als Deutschland. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt jedoch in den Städten und Regionen im Norden und Westen des Landes, während die südöstliche Landeshälfte hauptsächlich von Regenwald bedeckt ist. Grundsätzlich lässt sich Kolumbien das ganze Jahr über bereisen, auch wenn viele Reiseführer aufgrund des hohen Niederschlags von den Monaten Oktober und November abraten. Unsere Tour war davon allerdings nur wenig beeinträchtigt.
Dieser Reisebericht folgt unserer Reiseroute. Deshalb kommen Bogotá und Medellín auch zwei Mal vor. Da wir uns aber in den beiden Städten bewusst für unterschiedliche Stadtviertel entschieden hatten, bekamen wir in beiden Fällen noch einmal überraschend andere Eindrücke.
Unsere Reise begann und endete in Bogotá. Unsere Unterkunft für die ersten beiden Nächte lag im Stadtviertel La Candelaria. La Candelaria ist der kleinste Satdtbezirk der kolumbianischen Hauptstadt. Hier leben lediglich 24.000 der insgesamt 7,9 Millionen Einwohner. Zugleich ist der Stadtteil jedoch das historische und kulturelle Zentrum mit einer Vielzahl an Museen, Regierungsgebäuden, Kirchen und Ausgehmöglichkeiten. Der zentrale Platz ist der Plaza de Bolívar, an dem sich u.a. das Parlamentsgebäude und eine Kathedrale befinden. Nur wenige Meter weiter in einer Seitenstraße befindet sich der Präsidentenpalast.
Von Candelaria aus erhebt sich der 3.152m hohe Cerro de Monserrate. Die Höhe liest sich zunächst sehr beeindruckend, angesichts der Lage Bogotás auf ca. 2.600m relativiert sich dieser Eindruck sicher wieder ein wenig. Erreicht man jedoch mit der Seilbahn (oder zu Fuß) den Gipfel, findet sich dort neben einer Kirche vor allem einer der besten Aussichtspunkte auf die Innenstadt Bogotás. Dort entstand auch das folgende Foto.
Bogotá ist vielen anderen südamerikanischen Großstädten sehr ähnlich. Die Ausmaße und die landschaftliche Einbettung erinnern an Quito oder Santiago de Chile. Die Anzahl der Sehenswürdrigkeiten ist ebenso recht überschaubar; außer dem Museo del Oro (Goldmuseum) und der einen oder anderen Kirche gab es wenig, das ich zwingend auf die To do-Liste setzen würde. Vielmehr macht es Spaß, sich in das Getümmel der Straßen zu stürzen und gelegentlich eine Pause für einen Kaffee oder an einem der Obststände einzulegen.
Weitere Infos zu Bogotá gibt es weiter unten nochmal - insbesondere zum Stadtteil Zona Rosa.
Wir hatten uns vorab noch nicht überlegt, wie wir zu den verschiedenen Stationen reisen wollten. Aus Reiseführern und Berichten wussten wir, dass es ein gut ausgebautes Busnetz gibt. Daneben sind aber auch die Inlandsflüge gerade im Vergleich zu europäischen Verhältnissen sehr günstig - und natürlich deutlich entspannter. Per Flugzeug ging es also von Bogotá nach Medellín. Die Unterkunft bei unserem ersten Stop befand sich im Stadtteil Boston.
Medellín ist die Hauptstadt des Departamento Antioquia. Mit nahezu 2,5 Millionen Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt in Kolumbien. Gerade im Vergleich zu Bogotá ist auffällig, wie grün diese Stadt ist. Es ist nicht selten, dass aufgrund des ganzjährig milden Klimas mitten in der Stadt Bananen und Palmen wachsen. Besonders entlang des Flusses Medellín fällt es manchmal schwer zu glauben, dass man sich gerade in einer Großstadt befindet. Medellín wird deshalb auch "Stadt des ewigen Frühlings" genannt. Daneben gibt es aber auch die Bezeichnungen "Capital de la Montaña" (Hauptstadt der Berge) aufgrund seiner Lage im Aburrátal und "Capital de las Flores" (Hauptstadt der Blumen) aufgrund seiner Vielfalt an Orchideen. Das schöne ist: alle Namen sind vollkommen zutreffend und zeichnen das Bild einer Stadt, die außerdem auch kulturell viel zu bieten hat.
Unser Rundgang startete in der Innenstadt an der Basilica de la Candelaria und am Plazoleta de las Esculturas. Auf diesem parkähnlichen Platz befinden sich 23 eindrucksvolle Bronzeskulturen des medellíner Künstlers Fernando Botero, weshalb der Platz am Museo de Antioquia auch als "Plaza Botero" bezeichnet wird. Gegen Nachmittag nutzten wir den öffentlichen Nahverkehr für einen Abstecher zum Jardin Botánico (Botanischer Garten). An der Metrohaltestelle Universidad finden sich daneben noch weitere Museen und Freizeitmöglichkeiten abseits der hektischen Innenstadt.
Direkt gegenüber unserem Hostel befand sich das Museo Casa de la Memoria (dt. "Haus der Erinnerung"). Dieses Museum ist nicht nur architektonisch interessant, sondern beinhaltet auch eine große und interaktive Ausstellung über die Drogen- und Bürgerkriege in Kolumbien seit 1948. Wenn man bereits ein wenig mit der neueren Geschichte des Landes vertraut ist, bekommt man hier einen sehr anschaulichen Eindruck von den Problemen der vergangenen Jahrzehnte bis heute.
Wie sich Kolumbien in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, erlebten wir auch bei unserem zweiten Abstecher in Medellín und einem Besuch in der Comuna 13. Den Bericht dazu gibt es weiter unten.
Das Dorf Termales liegt im Departamento del Chocó. Chocó grenzt im Nodern sowohl an Panama als auch an den Atlantik und erstreckt sich auf ca. 600km Länge entlang der kolumbianischen Pazifikküste. Die Strände von Bahía Solano und Nuquí sind die wichtigsten touristischen Regionen der Provinz. Beide Orte sind nur per Boot oder mit dem Flugzeug u.a. ab Medellín zu erreichen. Straßen von der Küste ins Landesinnere gibt es in dieser Gegend nicht - oder sie enden nach wenigen Metern im dichten Dschugel.
Nach der Landung in Nuquí fragt man sich am Besten schon am Flughafen durch, wann die nächsten Boote in die gewünschte Richtung ablegen. Es gibt ein öffentliches Boot, das zu festen Zeiten fährt. Daneben gibt es jedoch noch weitere Anbieter, die - oftmals im Auftrag von einzelnen Unterkünften - Gäste zu ihrem Bestimmungsort bringen. In unserm Fall teilten wir uns ein Boot mit drei weiteren deutschen Reisenden. Da es erst früher Nachmittag war, bot uns der Bootsführer an, die Tour ein wenig auszudehnen, um nach Walen Ausschau zu halten - mit Erfolg.
Die Gegend vor der Küste Chocós dient vor allem den Buckelwalen als Winterquartier. Nach kurzer Bootsfahrt hielten wir inne und hörten schon bald das typische Geräusch der Wale beim Ausatmen. Nicht weit von uns erkannten wir eine Gruppe von drei Walen (vermutlich zwei erwachsene Tiere und ein Jungtier), denen wir uns langsam näherten und bei denen dieses Foto entstand. Wenig später begegneten wir zwei weiteren der bis zu 18m langen Säugetiere.
So hatten wir schon am ersten Abend einige großartige Erlebnisse zu besprechen, während wir den Tag am Strand ausklingen ließen. In ganz Chocó gibt es eine Reihe von Unterkünften direkt am Strand. Die Bandbreite an Standards ist dabei recht groß - ebenso wie die der Preise. Wir hatten uns für eine einfache Variante entschieden, die durchaus die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort widerspiegelt: Strom gab es nur für wenige Stunden am Tag, das Wasser in Dusche und Waschbecken floss mal mehr und mal weniger. Man durfte also keinen Luxus erwarten. Dennoch hat es sich als sehr eindrucksvoll erwiesen, in einer kostengünstigeren Unterkunft deutlich mehr vom Leben in den umliegenden Dörfern mitzubekommen, als in den eher abgelegenen Ressorts. Denn das Dorfleben ist ein echtes Highlight. Meistens bestehen die Siedlungen aus einer staubigen Straße parallel zur Küste. In jedem Haus wird irgendwelcher Kleinkram verkauft und in den Häusern sammeln sich abends die Familien um den Fernseher im Wohnzimmer. Türen und Fenster gibt es hier nur für die Touristen.
Da wir fünf Nächte an der Küste verbrachten, war neben Faulenzen, Surfen und Whale watching noch ein wenig Zeit für kleinere Ausflüge. Sprecht dafür einfach Eure Gastgeber an und tut Euch mit anderen Reisenden zusammen!
Warum heißt Termales eigentlich Termales? Nur wenige Schritte vom Dorf entfernt findet sich diese natürlich Spa, das man mit Glück für sich alleine hat.
Entlang der Küste sowie im angrenzenden Nationalpark Utria gibt es Projekte zum Erhalt der Natur. Die Mangrovenwälder sind eines davon.
In Chocó grenzen endlose Traumstrände direkt an den unberührten Regenwald. Mit einem Guide findet man die schönsten Plätze des Dschungels.
Chocó ist sicherlich das Ziel der Wahl, wenn man auf der Suche ist nach unberührten Landstrichen und wunderschöner Natur. Dass sich diese Erwartungen bewahrheiten könnten, lässt sich bereits erahnen, wenn man in Medellín in eine wackelige Propellermaschine steigt und in den kommenden Minuten nichts mehr sieht als Bäume, Bäume, Bäume. Wenn dann in der Ferne irgendwo die Küste und eine winzige Landebahn auftauchen, ist man schon mittendrin. Ab hier gibt es keine Geldautomaten mehr, das Handy kann man genauso gut ausschalten und selten habe ich meine Spanischkenntnisse so schmerzlich vermisst, wie hier. Für einen vollständigen Eindruck von Kolumbien gehört dieser Landstrich aber dazu.
Zurück in der Zivilisation bezogen wir unser Quartier in Medellín diesmal im Stadtteil El Poblado. Hier schlägt definitiv das Herz des Nachtlebens, weshalb das Viertel auf den ersten Blick sehr touristisch wirkt. Im Zentrum befinden sich Diskos und Clubs neben den Niederlassungen aller Fast Food-Ketten dieser Welt. Auf den zweiten Blick entdeckt man jedoch auch kleine Cafés und Restaurants, sodass man hier auch dann auf seine Kosten kommt, wenn man nicht unbedingt die Clubs unsicher machen möchte.
Unser zweiter Stop in Medellín dauerte lediglich zwei Nächte. Aufgrund einer Flugverspätung von mehreren Stunden in Nuquí und einer ordentlichen Magenvetsimmung war vom Tag der Ankunft dann auch nicht mehr allzu viel übrig. Das haben wir am zweiten Tag aber wieder aufgeholt: zuerst in der Comuna 13 und später im Stadiom beim Club Atlético Nacional - beides Höhepunkte der Reise.
Medellín befindet sich im Wandel - ebenso wie ganz Kolumbien. Gerade Medellín war in den letzten Jahren vor allem bekannt für sein Drogenkartell um Pablo Escobar und die hohe Kriminalitätsrate. Die positive Entwicklung der letzten Jahre zeigt sich sinnbildlich in einem der ehemals gefährlichsten Viertel der Welt. Das Stadtviertel San Javier ist die dreizehnte der sechzehn Kommunen in Medellín und deshalb auch unter dem Namen Comuna 13 bekannt. Dort leben mehr als 2,5 Millionen Menschen. Über Jahre hinweg herrschten hier kriegsähnliche Zustände, in denen Drogenkartelle, rechte Paramilitärs, linke Guerillagruppen und staatliche Sicherheitskräfte um die Vorherrschaft kämpften - zum Leidwesen der ärmlichen Bevölkerung in den dicht besiedelten Hängen. Viele Hintergründe dieser bewegten Geschichte wurden mit Hilfe von Graffiti in den Straßen verewigt.
Nachdem in den 1990er Jahren staatliche Militärs in einer mehrtägigen Offensive die Paramilitärs aus San Javier vertreiben konnten - natürlich nicht ohne Verluste auch in der Zivilbevölkerung - wurde das Stadtviertel an die Infrastruktur Medellíns angeschlossen. Bemerkenswert sind die Rolltreppen, die in sechs Abschnitten und einer Gesamtlänge von 348m die Hügel mit der Innenstadt im Tal verbinden. Dadurch kommen auch mehr Besucher in die Kommune und die Bewohner verstehen es mehr und mehr, diese Entwicklung für sich zu nutzen. Nach unserer Einschätzung kann man die Comuna 13 problemlos alleine erkunden. Um die Geschichte des Viertels insbesondere in Verbindung mit den Graffiti zu verstehen, bietet sich jedoch eine geführte Tour an, mit deren Einnahmen vielfach auch soziale Projekte unterstützt werden.
Nach der Tour durch San Javier stand am Abend ein Fußballspiel beim kolumbianischen Rekordmeister auf dem Plan. Nachdem eine Woche zuvor das Derby gegen den Stadtrivalen Independiente verloren ging, traf Atlético Nacional S.A. im Rückspiel des Halbfinales des Copa Colombia auf den Itagüí Leones FC. Das Spiel endete 3:1 für die Gastgeber, die damit das Finale erreichten.
Im Estadio Atanasio Girardot wird es auch neben dem Fußball nicht langweilig. Mit dem Blick auf die Lichter der umliegenden Hügel und den Snacks der zahlreichen Verkäufer kann man sich hier entspannt zurücklehnen. Für das Rahmenprogramm sorgen die Fans, die sich über die gesamte Breite der Nordkurve verteilten. Denn obwohl die 52.872 Plätze nicht annähernd alle besetzt waren, wurde bereits vor dem Spiel gesungen, gehüpft und mit den Fahnen gewedelt. Begleitet wurde das Ganze durch eine Gruppe von ca. 25 Musikern mit Trompeten, Posaunen und Trommeln, die im Oberrang direkt hinter dem Tor zusammenstanden.
Nach dem Spiel haben die Fans dann auch alle gemeinsam das Stadion verlassen - natürlich immer noch mit Musikbegleitung, bis sich dann einzelne Grüppchen in den Gassen des umliegenden Stadtviertels verloren. Wenn Ihr also die Möglichkeit habt, ein Spiel zu sehen, solltet Ihr Euch das nicht entgehen lassen.
Cartagena - mit vollständigem Namen Cartagena de Indias - ist eine Stadt an der Karibikküste Kolumbiens mit ungefähr einer Million Einwohnern. Die Stadt wurde als eine der ersten im Zuge der Kolonialisierung Südamerikas durch die Spanier gegründet. Aufgrund der exponierten Lage war Cartagena in den folgenden Jahrhunderten sowohl militärisch als auch ökonomisch beliebt und umkämpft. Obwohl oder gerade weil man sich oftmals zur Wehr setzen musste und deshalb auch entsprechende Befestigungen errichtete, ist die Altstadt bis heute sehr gut erhalten. So eignet sich nahezu jeder Straßenzug innerhalb der historischen Altstadt als Fotomotiv.
Das komplett ummauerte alte Stadtzentrum mit Festungsring, Kathedrale und zahllosen Palästen im andalusischen Stil ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe - meines Erachtens auch völlig zurecht. Cartagena gehört auf die Reiseroute eines jeden Kolumbien-Besuchers. Wenn man sich jedoch an den Wochenenden mit vielen anderen Menschen durch die Straßen schiebt, in denen Pferdekutschen im Stau stehen und wo einem viele Straßenverkäufer durchaus auch lästig werden können, kommt man auch schnell zu dem Eindruck, dass sich das bereits herumgesprochen hat. Cartagena ist ein touristischer Hotspot, nicht zuletzt auch wegen der perfekten Lage für Schiffe diverser Karibikkreuzfahrten. Und so wird die Stadt ein wenig zum Opfer ihrer eigenen Schönheit. Falls man also die Möglichkeit hat, eher die Werktage für einen Besuch einzuplanen, kann das sicher nicht schaden. Zwei Nächte sind für die Stadt auch völlig ausreichend.
Interessant ist auch die Entwicklung an den Rändern der Innenstadt und außerhalb der Stadtmauern. Denn durch die vielen Touristen findet sich dort natürlich auch eine besonders große Auswahl an guten Restaurants, Cafés und Clubs. Eine Spezialität des Nachtlebens Cartagenas ist dabei das sogenannte rumba en chiva, was sich wohl am ehesten mit "Partybussen" beschreiben lässt. Muss man wollen.
Nach dem Trubel in Cartagena und dem feucht-warmen Klima an der Karibikküste führte uns unser nächster Halt nach Minca. Mit dem Bus fuhren wir in wenigen Stunden von Cartagena nach Santa Marta, wo wir für eine weitere Stunde in einen kleineren Transporter in die Sierra Nevada de Santa Marta umstiegen. Der höchste Gipfel dieser Bergkette ist der 5.775m hohe Pico Cristóbal Colón, der zugleich der höchste Berg Kolumbiens ist. Dadurch befindet man sich in Minca an den nördlichen Ausläufern des höchsten Küstengebirges des Welt.
Zugegeben, von hochalpinen Regionen kann in Minca noch keine Rede sein. Dennoch liegt das verschlafene Dorf inmitten der typischen Nebelwälder deutlich höher im Vergleich zur nahegelegenen Küste, die von da oben nur einen Steinwurf entfernt zu sein scheint. Dadurch entwickelten sich Minca und die umliegenden Dörfer nicht nur zu einem beliebten Ziel für Backpacker, sondern auch für die Bewohner Santa Martas, die vor allem an den Wochenenden die kühleren Temperaturen des Gebirges schätzen.
Wir bezogen unser Quartier in einem ehemaligen Kloster. In den umliegenden Hängen, die sich manchmal erst auf den zweiten Blick erschließen, gibt es jedoch noch einige weitere nette Unterkünfte und Restaurants. Von dort aus starteten wir eine Tageswanderung zur Compañia Cafetera La Victoria, die in einer guten Stunde erreichbar ist. Dieser Betrieb wurde 1892 gegründet und stellt auch heute noch unter der Leitung deutschstämmiger Auswanderer Kaffee her. Im kleinen Café der Hacienda gibt es passend zum Kaffee selbstgemachte Kuchen, aber auch Sandwiches. Außerdem wird dort Bier aus der Cerveceria Nevada verkauft, die sich in direkter Nachbarschaft zur Kaffeefabrik befindet und in der ein Braumeister aus Bayern eine neue Heimat gefunden hat.
Weitere Ausflugziele in der Gegend, die sich auf längeren Touren kombinieren lassen, sind z.B. die Cascada de Miranka (Wasserfälle) oder Pozo Azul (natürliche Pools). Ebenso können Touren zur Vogelbeobachtung und zu einer Kakaoplantage gebucht werden. Die unbefestigten Straßen hinauf in die Berge eignen sich jedoch gut zum Wandern und das Straßennetz ist auch nicht allzu kompliziert. Es ist also durchaus möglich, auf eigene Faust loszulaufen. Für alle, die es eilig haben oder die nicht laufen möchten, gibt es Motorrad-Taxis.
Die Reise neigte sich langsam dem Ende. Doch bevor wir nach einer letzten Nacht in Bogot´a wieder den Heimweg antraten, zog es uns noch einmal an den Strand. Über Santa Marta fuhren wir mit einem öffentlichen Bus an die Ostseite des Tayrona-Nationalparks. Der Parque Nacional Natural Tayrona erstreckt sich über ca. 30km entlang der karibischen Küste und hält alles, was man sich von der karibischen Küste verspricht: Palmen, Buchten und Regenwald. Dazwischen befindet sich außerdem die archäologische Fundstätte der Pueblito-Ruinen. Wir hatten uns jedoch dafür entschieden, uns außerhalb des Nationalparks aufzuhalten und die verbleibenden Tage entspannt anzugehen. Denn auch die umliegenden Strände sind absolut sehenswert und wir hatten das kleine Restaurant unter Palmen fast für uns alleine.
Über Santa Marta ging es anschließend mit dem Flieger zurück in die Hauptstadt.
Nach knapp drei Wochen kamen wir zurück nach Bogotá. Wie bereits in Medellín, in dem wir ebenfalls zwei mal Station machten, hatten wir uns bewusst dafür entschieden, uns eine Unterkunft in einem anderen Stadtviertel zu suchen. Da wir uns vorgenommen hatten, vielleicht auch noch nach dem einen oder anderen Mitbringsel Ausschau zu halten, verschlug es uns in das Stadtviertel mit dem schwungvollen Namen Zona Rosa. Die Zona Rosa ist ein sehr lebhaftes Viertel mit vielen Geschäften, Einkaufszentren, Cafés und einem lebendigen Nachtleben.
Nachdem man in Candelaria, dem Stadtviertel unseres ersten Aufenthalts, aufgrund der Nähe zur historischen Altstadt und zu den Regierungseinrichtungen schon den einen oder anderen Touristen trifft, macht die Zona Rosa den Eindruck einer Wohn- und Geschäftsgegend für wohlhabendere Kolumbianer. Es gibt keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Dennoch erlebt man die Stadt noch einmal aus einer anderen Perspektive. Und so verbrachten wir den Tag beim Bummel durch die Einkaufszentren sowie im einen oder anderen Café, bevor uns die Lufthansa am Abend wieder nach Frankfurt brachte.
Kolumbien? Nichts wie hin! Überlegt Euch aber vorher, was Ihr machen möchtet und worauf Ihr Wert legt! Bogotá und Medellín sind sehenswert, wobei Medellín sicherlich die Nase etwas vorne hat. Die Pazifikküste und die Karibikküste sind beide wunderschön, unterscheiden sich jedoch sehr deutlich hinsichtlich ihrer Infrastruktur und ihrer Beliebtheit bei Touristen. Das zeigt sich besonders in Cartagena, obwohl die Stadt dennoch absolut sehenswert ist.
Aufgrund der begrenzten Zeit und der Reiseroute mussten wir natürlich auf das eine oder andere Highlight verzichten. Zu nennen sind die Städte Cali oder Barichara, die Inseln Providencia und San Andrés oder die sogenannte "Kaffeezone" rund um Manizales und Solento. Wenn man dann noch an den Dschungel im Südosten des Landes oder die Berggipfel im Nationalpark Los Nevados denkt, fragt man sich fast, was wir in den drei Wochen vor Ort denn überhaupt gesehen haben. Aber so bleibt noch etwas übrig für einen zweiten Besuch.
Wir haben sehr nette und hilfsbereite Menschen getroffen, die sich auch von unseren beschränkten Spanischkenntnissen niemals davon abhalten ließen, sich ausführlich mit uns zu unterhalten. Die vielen Dinge, die die meisten Europäer mit Kolumbien in Verbindung bringen, sind dabei aber keineswegs aus der Luft gegriffen. Die neuere Vergangenheit des Landes ist geprägt von Drogenkartellen, Paramilitärs und Guerillas. Und es gibt in dieser Hinsicht auch noch viel zu tun. Es ist jedoch spürbar, dass die Menschen diese Vergangenheit hinter sich lassen möchten. Das spürt man nicht nur an der auffälligen Präsenz von Polizei, Militär und privaten Sicherheitsdiensten. Man spürt es auch daran, dass Akteure wie Pablo Escobar in der Öffentlichkeit eigentlich keine Rolle spielen. Als Besucher kann man diese Entwicklung unterstützen, indem man Kolumbien nicht auf seine Probleme reduziert. Es gab in den drei Wochen keine einzige Situation, in der wir uns in irgendeiner Form bedroht oder unwohl gefühlt hätten, sei es aufgrund oder trotz der Militärpräsenz. Dennoch sollte man sich als Tourist - wie in jedem anderen Land der Welt auch - vorher erkundigen, welche Viertel und Regionen man bedenkenlos besuchen kann. Mit ein wenig Vorbereitung und offenen Augen bin ich sicher, dass Kolumbien für jeden ein spannendes und sicheres Reiseland ist.