Italien

August 2022 // Dreizehn Jahre nach meiner letzten Tour durch Italien im Jahr 2009 ging es einmal wieder über die Alpen - dieses Mal unter anderen Vorzeichen. Denn während ich damals mit einer Pfadfindergruppe unterwegs war, war es in diesem Jahr die erste Reise mit Familie.

Mit voll beladenem Auto und ebenso voller Dachbox durchquerten wir einmal Baden-Württemberg, dann die Schweiz, vorbei am Genfersee und erreichten am italienischen Ende des Großen Sankt Bernhard-Tunnels unsere erste Station: das Aostatal. In den kommenden vier Wochen erkundeten wir außerdem den übrigen Nordwesten Italiens: das Piemont, Ligurien und die Lombardei mit den Stationen in Mailand und am Comer See. In den vier Regionen zwischen den Alpen und der Italienischen Riviera sollte es uns nicht langweilig werden.

Mit dem Baby im Gepäck hatten wir uns ein etwas entspannteres Programm verordnet, als noch in den Reisen durch Polen und Frankreich in den vergangenen Sommern. Aber im Grunde wollten wir uns unsere Art des Reisens erhalten, so gut das eben geht. Wir waren gespannt, wie das wohl funktioniert.


Aostatal

Das Aostatal (ital. Valle d’Aosta, frz. Vallée d’Aoste) ist die kleinste der 20 italienischen Regionen und liegt im äußersten Nordwesten des Landes, eingeklemmt zwischen den höchsten Bergen der Schweiz, Frankreichs und Italiens. Das Tal lässt sich in knapp 100km von West nach Ost durchqueren. Zentral liegt die Hauptstadt Aosta mit ihren etwa 35.000 Einwohner/innen.

Das Tal hat viele schöne Ecken.  Je weiter man sich in die Nebentäler hineinwagt, desto ruhiger wird es und desto höher geht es hinauf. Überall gibt es kleine Dörfer inmitten einer hochalpinen Kulisse und fast überall wird Wein angebaut. Aus dem Weingut Les Crêtes wanderte dann auch gleich das erste Souvenir in unseren Kofferraum, wobei es nicht alle Flaschen bis zurück nach Deutschland geschafft haben.

Die Hauptstadt Aosta ist nicht gerade die Top-Sehenswürdigkeit Italiens. Bei einem Bummel durch die Altstadt, über die Piazza Emile Chanoux vorbei an den alten römischen Stadtmauern bis zum Arco di Augusto lassen sich aber ein paar nette Stunden verbringen. Die eigentliche Sehenswürdigkeit des Tals ist jedoch die umliegende Landschaft bis weit über 4.000m über dem Meeresspiegel.

Monte Bianco, Cervino, Gran Paradiso

Unsere Unterkunft befand sich in Pompiod, nur wenige Kilometer westlich der Hauptstadt. Von dort aus starteten wir mehrere Tagesausflüge, die schon aufgrund der überschaubaren Größe der Region nie weiter als eine Stunde entfernt waren. Ziele waren ein paar der höchsten und spektakulärsten Gipfel Europas, die sich Italien oftmals mit seinen Nachbarn im Norden und Westen teilt. Der erste Ausflug führte uns jedoch zum Gran Paradiso im gleichnamigen und ältesten Nationalpark Italiens, der sich alleine auf italienischem Boden befindet. Vom beschaulichen Bergdorf Cogne aus gelangten wir in einer kleinen Wanderung über die Rue Grand Paradis nach Valnontey an den Fuß des mit 4.061m höchsten Bergs der Grajischen Alpen.

Einen Tag später fuhren wir nach Cervinia ins italienisch-schweizerische Grenzgebiet zum vielleicht markentesten Berg der Alpen, dem Matterhorn (ital. Monte Cervino). Das Wintersport-Örtchen wirkte während des Sommers recht verschlafen. Dennoch gab es neben dem Blick auf die wolkenverhangene Südwand des 4.478m hohen Gipfels die beste Pizza unserer Reise.

Im wahrsten Sinne des Wortes getoppt wurde das Matterhorn lediglich vom Mont Blanc, den wir zwei Jahre zuvor von der französischen Seite aus bewundern durften und den man auf dieser Seite als Monte Bianco kennt. Der mit 4.807m Höhe höchste Berg Europas ist natürlich aus allen Perspektiven unglaublich beeindruckend. Das war insofern keine große Überraschung. Was uns aber tatsächlich überrascht hat, war das Val Veny, von dem aus wir die Aussicht auf den Monte Bianco bestaunten. Das Tal liegt wenige Kilometer südwestlich der Alpinisten-Metropole

Courmayeur und erinnerte uns auf den ersten Blick sehr stark an die Wälder der Rocky Mountains. Entlang des Flusses führen weitreichende Wanderwege, die auch mit dem Kinderwagen gut zu meistern waren.

Nach wenigen Tagen im Aostatal ging es weiter ins Piemont. Auf dem Weg von der kleinsten in die größte Region Italiens machten wir noch einen kurzen Abstecher in der Festung von Bard (ital. Forte di Bard). Der Festungskomplex wurde erstmals im 6. Jahrhundert auf einem Felshügel im Eingang des Tals erbaut, im Jahr 1800 auf Befehl Napoleons vollständig zerstört und anschließend in seiner aktuellen Form wieder aufgebaut. Heute gibt es dort verschiedene Museen zu besuchen.


Piemont

Von der Südgrenze des Aostatals bis nach Turin, der Hauptstadt des Piemont, liegen etwa 70km. Unsere Unterkunft bezogen wir in Roddi, das etwa noch eine weitere Autostunde südöstlich von Turin entfernt in den typischen Hügellandschaften des Piemont liegt. Roddi ist trotz seiner überschaubaren Größe bekannt für sein Kastell aus dem 11. Jahrhundert und für seine Rotweinreben. Im Piemont befinden sich mit Langhe, Roero und Monferrat gleich mehrere weltweit bekannte Weinanbaugebiete, die wir in den drei Tagen vor Ort erkundeten.

Von Roddi aus starteten wir in die etwa eine Stunde entfernte Hauptstadt der Region.

Turin

Turin ist mit seinen knapp 900.000 Einwohner/innen die viertgrößte Stadt Italiens (nach Rom, Mailand und Neapel). Die Stadt gehört zu den wichtigsten Kultur- und Wirtschaftszentren des Landes. Durch die berühmten Arkaden machten wir uns zuerst auf zur Mole Antonelliana. In dem 1880 fertiggestellten Gebäude, das ursprünglich als Synagoge geplant war, befindet sich neben dem nationalen Filmmuseum eine spektakuläre Aufzugskonstruktion, durch die man in einem gläsernen Lift freischwebend durch den Hauptraum unter der Kuppel hindurch zu einer Aussichtsplattform gelangt. Von hier hat man sicherlich den besten Blick über die Stadt. Insbesondere in den Sommermonaten ist es sinnvoll, sich schon wenige Tage vorher um Eintrittskarten zu kümmern. Damit erspart man sich die Warteschlangen.

Die Altstadt und die weiteren Sehenswürdigkeiten kann man problemlos zu Fuß erkunden. Am Piazza Castello, dem zentralen Platz Turins, befinden sich der Palazzo Reale sowie die Cattedrale di San Giovanni Battista, in der auch das Turiner Grabtuch aufbewahrt wird - allerdings nicht öffentlich zugänglich. Ansonsten lohnt es sich, sich einfach ein wenig treiben zu lassen und den einen oder anderen Blick in die Seitenstraßen und Innenhöfe zu werfen. So entdeckten wir zufällig den Hof der Universität von Turin (Università degli Studi di Torino), der nicht nur architektonisch beeindruckend ist, sondern der offensichtlich auch für Kunstausstellungen genutzt wird.

Alba und Asti

In der Weinregion östlich und südöstlich von Turin finden sich eine ganze Reihe von kleinen Städtchen mit klangvollen Namen, die man meistens mit Wein und manchmal auch mit anderen Delikatessen wie Trüffeln und Käse in Verbindung bringt. Die berühmte Piemont-Kirsche findet man hier übrigens nicht. Vielmehr ist die Landschaft neben den Weinbergen geprägt vom Anbau von Haselnüssen, die zu großen Teilen für den in Alba ansässigen Lebensmittelkonzern Ferrero produziert werden.

Mit der Qual der Wahl ließen wir Barolo, Bra und Barbaresco unbesucht und schauten uns stattdessen Asti und Alba an. Beide Städtchen sind sehr nett anzusehen und laden dazu ein, ein wenig durch die Einkaufsstraßen zu spazieren, die kleinen Plätze und Kirchen anzusehen. Wer spektakuläre Sehenswürdigkeiten erwartet, wird enttäuscht sein. Aber sowohl in Asti als auch in Alba wird deutlich, was das Piemont so lebenswert macht - nämlich Wein und gutes Essen. Bei näherer Betrachtung ließe sich das aber auch für alle weiteren Stationen unserer Reise behaupten. Auch für unseren nächsten Stopp in Ligurien.


Ligurien

Ligurien zieht sich 250km entlang der Küste als italienische Verlängerung der französischen Côte d’Azur zwischen Sanremo im Westen und La Spezia im Osten an der Grenze zur Toskana. Die Region am ligurischen Meer wird in die Riviera di Ponente und in die Riviera di Levante unterteilt. Dazwischen liegt etwas östlich der Mitte die Hauptstadt Genua.

Unser Quartier bezogen wir in Bogliasco, wenige Kilometer östlich der Stadtgrenzen Genuas und (ohne Autobahnen) etwa drei Stunden von unserer letzten Unterkunft in Roddi entfernt. In Ligurien hatten wir uns im Reiseführer neben der Hauptstadt auch ein paar nette Orte entlang der Küste angekreuzt. Immer im Wechsel ging es einen Tag zum Baden in die kleine Bucht unterhalb der Kirche in Bogliasco und einen Tag auf Tour.

Portofino, Camogli und Rapallo

Eigentlich hatten wir zu Beginn unserer Reise auch Cinque Terre auf dem Plan. Bei näherem Blick schreckte uns die Autofahrt von über zwei Stunden allerdings ein wenig ab. Hinzu kam die Erkenntnis unserer Recherche, dass es dort ohnehin kaum Wanderwege gibt, die man mit dem Kinderwagen gehen konnte. Die Enttäuschung währte allerdings nicht allzu lange, denn was Cinque Terre so sehenswert macht - bunte Häuschen an Hügeln, kleinen Häfen und Buchten - gibt es entlang der Küste auch an anderer Stelle zu sehen. So fiel die Entscheidung auf Portofino, Camogli und Rapallo.

Portofino ist vermutlich einer der touristischsten Orte, die ich je gesehen habe. Im Parkhaus wird für 12€ pro Stunde kein Quadratzentimeter verschenkt. Am Hafen angekommen drängen sich Touristengruppen so durch die durchaus fotogenen Gassen, dass man sich auch in der Nebensaison schon ein wenig unwohl fühlen kann. Schön ist es da natürlich trotzdem, aber wer ein verschlafenes Fischerdorf erwartet, ist hier sicherlich falsch. Empfehlenswert ist die Anreise möglichst weit fernab der Hauptsaison, zu den Morgen- und Abendstunden und bestenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

In Camogli sieht die Sache ganz ähnlich aus - am Hafen und an der Uferpromenade läuft man von einem Postkartenmotiv ins nächste, dafür teilt man sich die Szenerie aber auch hier mit vielen anderen. Am besten sucht man sich einen netten Platz am Rande und lässt das Ganze entspannt auf sich wirken.

Der Hafen und die Altstadt von Rapallo sind sicherlich ebenso sehenswert. Ausnahmsweise ließen wir das Zentrum der 30.000 Einwohner/innen zählenden Stadt aber links liegen und verabschiedeten uns in die umliegenden Hügel. Mit der Seilbahn Funivia Rapallo-Montallegro ging es zu der auf 600 Höhenmeter gelegenen Wallfahrtskirche Santuario Basilica Nostra Signora di Montallegro, von wo aus man weitläufige Wandertouren ins Hinterland unternehmen kann - immer mit dem Ausblick auf bewaldete Hügel und die Bucht von Santa Margherita.

Wir haben auf größere Wanderungen verzichtet und verweilten uns stattdessen auf der Terrasse eines kleinen Restaurants, das sich einen etwa 10 Minuten-Spaziergang von der Kirche entfernt in den Hügeln am Ende eines gepflasterten Wallfahrtswegs befand. Von dort aus hatten wir einen tollen Blick auf Rapallo und ein ruhiges Plätzchen im Schatten.

Genua

Mit der Bahn brauchten wir ab Bogliasco nur wenige Minuten bis zum Hauptbahnhof von Genua. In der ligurischen Hauptstadt leben knapp 600.000 Einwohner/innen. Weite Teile der Altstadt wurden im Jahre 2006 von der UNESCO zum Welterbe erklärt. In Erinnerung bleiben neben den großen und imposanten Plätzen - vielleicht gerade wegen des Kontrasts - auch die engen Gassen, bei denen man recht schnell versehentlich auch mal an recht untouristischen Ecken vorbeikommt.

Wir starteten unseren Spaziergang durch die Stadt an der Piazza de Ferrari im Zentrum Genuas. Der monumentalen Springbrunnen wirkt vor der Kulisse geschichtsträchtiger und verzierter Fassaden noch ein wenig beeindruckender. Von dort aus ist es nur ein Steinwurf von der Kathedrale San Lorenzo entfernt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Hafen sowie die Prachtstraße Via Garibaldi, wo sich unter anderem auch der Palazzo Reale befindet. Die Räumlichkeiten des historischen Palasts werden heute als Kunstgalerie genutzt, sind aber auch abgesehen von der Kunstsammlung sehr sehenswert.

Ganz in der Nähe befindet sich der Einstieg zum historischen (und kostenlosen) Aufzug Ascensore Castelletto, der seine Besucher/innen zum gleichnamigen Stadtviertel hinaufbringt. Auf einem Plateau, das etwa 200 Meter über der "Talstation" liegt, hat man einen großartigen Blick über die Stadt bis zum Meer. Neben dem Ausblick lohnt sich der Abstecher auch, um hoch über dem Trubel der Altstadt eine kleine Pause zu machen.

Am 17. Tag unserer Reise durch den Nordwesten Italiens verließen wir Ligurien in Richtung unserer vierten Station - 170km nach Norden. Es ging weiter nach Mailand.


Mailand

Die Lombardei ist im Süden geprägt durch die Poebene. Im Norden liegen die Alpen und die Oberitalienischen Seen - die größten sind der Lago Maggiore, der Comer See und der Gardasee. Von der Hauptstadt Mailand haben die 1,4 Millionen Einwohner/innen der Stadt sowie die über sieben Millionen Menschen im größten italienischen Ballungsraum bei gutem Wetter also freien Blick auf die Alpengipfel.

Mailand ist die führende italienische Metropole für Kultur, Medien und Mode. Außerdem Universitätsstadt, internationaler Finanzplatz und Sitz der italienischen Börse. Mit zwei der weltweit erfolgreichsten Fußballvereine - Inter Mailand und AC Mailand - hat die Stadt zudem auch auf sportlicher Seite zwei Superlative zu bieten. Da sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich im Giuseppe-Meazza-Stadion (ehem. Stadio San Siro), dem größten Stadion Italiens, als einer von bis zu 75.817 Zuschauer/innen ein Spiel anzusehen. Eben dort, wo die deutsche Nationalmannschaft 1990 alle Spiele bis zum Viertelfinale bestritt und wo Frank Rijkaard Rudi Völler in die Locken spuckte. In meinem Falle war es das Champions League-Spiel zwischen dem AC Mailand und Dinamo Zagreb gleich am Abend nach unserer Ankunft. Über den Online-Ticketshop des Vereins war es sogar recht unkompliziert und mit 33€ unerwartet günstig, an eine Karte zu kommen.

Mailand ist recht groß. Dennoch versuchten wir, möglichst viel zu Fuß zu erkunden. Am ersten Tag sparten wir uns die ganz großen Sehenswürdigkeiten noch auf und sahen uns zuerst das Modeviertel Quadrilatero della Moda etwas genauer an. Auf den Hauptstraßen und in den schmalen Gassen dazwischen reihen sich unzählige Designer aneinander. Für Modebegeisterte ist das sicherlich ein größeres Highlight, als es für uns war, aber wenn man schon mal da ist... Weiter ging es zum Castello Sforzesco und in den angrenzenden Parco Sempione. Außerdem besuchten wir die Basilica di Sant'Ambrogio und die Chiesa di San Maurizio, die beide auf ihre Art sehr beeindruckend waren.

Den Abend verbrachten wir im Navigli-Viertel, das irgendwie gar nicht zum sonstigen Großstadtbild zu passen scheint. Die beiden Kanäle Naviglio Grande und Naviglio Pavese sind von beiden Seiten gesäumt mit Cafés, Restaurants und kleinen Geschäften, sodass man hier auf jeden Fall eine gute Zeit haben kann.

Am nächsten Tag nahmen wir uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt vor. Nach einem kleinen Frühstück warfen wir zumindest von außen einen Blick auf die Mailänder Scala (Teatro alla Scala) und machten eine kurze Pause auf der davor liegenden Piazza im Schatten der Statue von Leonardo da Vinci. Dahinter befindet sich auch direkt einer der gewaltigen Eingänge zur Galleria Vittorio Emanuele II. Die Einkaufsgalerie aus dem 19. Jahrhundert beherbergt alle Luxusmarken, die man sich vorstellen kann. Mindestens genauso beeindruckend wie Gucci und Prada ist aber die Architektur dieses Gebäudes. Die kreuzförmige Passage ist von einem Glasdach überspannt. In der Mitte befindet sich ein achteckiger Platz mit einer Glaskuppel auf 47m Höhe. Egal wo man hinschaut, ein echtes Meisterwerk.

Verlässt man die Galleria nach Süden, steht man auf dem weitläufigen Domplatz vor dem Mailänder Dom, der die Galleria in Sachen Architektur noch einmal ein ganzes Stück in den Schatten stellt. Der Duomo di Milano ist eine der berühmtesten und größten Kathedralen der Welt. In der 600jährigen Bauzeit entstand ein gotischer Bau mit einer Fassade aus barocken und neugotischen Elementen. Um den Dom zu besichtigen - am besten direkt mit dem Zugang zum Dach, auf dem man tatsächlich einfach herumspazieren kann - empfiehlt es sich gerade zur Hauptreisezeit, vorab Tickets zu sichern. Dasselbe gilt übrigens auch für die Besichtigung von Leonardo da Vincis Letzten Abendmahls im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie. Hier ist es teilweise sogar notwendig, mehrere Wochen im Voraus zu buchen, sodass es für unseren kurzen Aufenthalt leider nicht mehr gereicht hat.

Nach den Tagen in der Großstadt ging es weiter zu unserer letzten Station. Unser Ziel war Domaso, knapp zwei Stunden nördlich von Mailand im Norden des Comer Sees. Jedoch nicht ohne einen kurzen Halt im größten Friedhof der Stadt, dem Cimitero Monumentale im nördlichen Stadtzentrum. Vom Vorplatz über die Ehrenhalle bis hin zu den kunstvoll gestalteten Gräbern macht der Zentralfriedhof seinem Namen alle Ehre.


Comer See

Der Comer See ist einer der oberitalienischen Seen. Er liegt vollständig in der Region Lombardei wie ein umgedrehtes Y auf der Landkarte kurz vor der Grenze zur Schweiz. Benannt ist der See nach der Stadt Como am Südufer, mit ca. 90.000 Einwohner/innen die größte Stadt am See und Hauptort der Provinz Como. Charakteristisch für die ganze Region sind die vielen kleinen Dörfer entlang des Ufers und das mediterrane Klima, in dem auch Palmen, Zitrusfrüchte und Olivenbäume wachsen.

Unsere Unterkunft bezogen wir in Domaso. Domaso ist ein nettes kleines Städtchen ganz im Norden des Comer Sees, in dem man es gut für ein paar Tage aushalten kann. Wir waren bestens versorgt durch die kleine Spezialitäten- und Lebensmittelhandlung Il Negozietto, von wo aus wir auch allerhand Souvenirs mit nach Hause brachten. Nachtisch gab es nebenan in der Pasticceria Biffi, der Wein kam von der Cantine Angelinetta. Wir waren also wohl genährt für ein paar Ausflüge entlang des Sees.

Ein Ausflug führte uns mit der Fähre nach Bellagio. Dieses Städtchen liegt genau dort, wo die beiden Arme des Y zusammenkommen, also an der exponiertesten Lage des Sees. Vielleicht entwickelte sich Bellagio auch deshalb zum Anziehungspunkt für Prominenz aus aller Welt. Vor uns sollen bereits John F. Kennedy, Charlie Chaplin und Konrad Adenauer hier Urlaub gemacht haben. Man ist also in bester Gesellschaft.

Auch der Hauptstadt Como statteten wir einen Besuch ab. Leider mussten wir dafür auf das Auto ausweichen, weil die Fahrt mit der Fähre (hier gibt es übrigens einen Schiffsfahrplan) trotz der hohen Taktung von Domaso aus sehr lange gedauert hätte. Die besten Verbindungen in alle Richtungen hat man natürlich eher in den Orten in der Mitte des Sees. In Como bestaunten wir den Comer Dom und die Uferpromenade. Die Standseilbahn (Funicolare Como-Brutane) von Como in das 720m hoch gelegene Bergdorf Brutane hatten wir uns zwar fest vorgenommen, weil der Ausblick von oben wirklich schön sein soll, die lange Warteschlange hat uns dann aber abgeschreckt. Die freie Zeit verbrachten wir stattdessen lieber bei einem Kaffee in der Sonne an der Promenade.

 

Unser 25. Reisetag war gleichzeitig der Tag unserer Abreise aus Domaso zurück in die Heimat. Durch den Gotthart-Straßentunnel und ein Mal quer durch die Schweiz ging es zurück nach Hause.


Fazit

Italien hat gehalten, was wir uns davon versprochen hatten. Die Tour war total abwechslungsreich - vom Hochgebirge im Aostatal, ländliche Regionen im Piemont, Meer und Küste in Ligurien, Großstadt in Mailand, Berge und Wasser an den oberitalienischen Seen. Natur und Kultur in allen Facetten. Genauso hatten wir uns das vorgestellt. Italien ist eine tolles Reiseland mit unterschiedlichen Möglichkeiten und überschaubaren Fahrtstrecken. Für die kommenden Jahre haben wir uns vorgenommen, sukzessive die anderen 16 Regionen kennenzulernen.

Auch das Reisen mit Kind hat für uns super funktioniert. Mit reduzierter Schlagzahl, familientauglichen Unterkünften und deutlich veränderten Schlafenszeiten konnten wir unsere Art des Reisens auch zu dritt fortführen. Zumindest in einem Alter, in dem die Kleine noch keine eigenen Ansprüche an die Reiseplanung stellte. Lediglich die Ausgestaltung von ÖPNV, Gehwegen und Wanderwegen stellte uns mit dem Kinderwagen gelegentlich vor Herausforderungen und führte auch dazu, dass wir die eine oder andere Einschränkung hinnehmen mussten.