August 2012 // Die Erzählungen von einer Ostsee-Kreuzfahrt hatten uns dazu bewogen, diese Region etwas näher in den Fokus unserer Reiseplanungen zu rücken. Ich war tatsächlich erstaunt darüber, wie viele Reiseziele sich in dieser überschaubaren Region aneinanderreihen, insbesondere die Gegend um den Finnischen Meerbusen hatte meine Aufmerksamkeit geweckt. Also wurden die Planungen konkreter. Da uns eine Kreuzfahrt aber doch nicht endgültig überzeugen konnte, vertagten wir diese Art des Reisens auf das Rentenalter und beschäftigten uns mit einer interessanten Landroute. Unser ursprünglicher Plan führte uns von Helsinki nach St. Petersburg und von dort aus nach Tallinn und Riga. In Ländern: Finnland, Russland, Estland und Lettland. Aus Kostengründen hatten wir Russland allerdings zwischenzeitlich wieder verworfen. Insgesamt hatten wir uns elf Tage Zeit genommen.
Die Tour begann am internationalen Flughafen Helskinki-Vantaa. Helsinki liegt in der Landschaft Uusimaa im Süden Finnlands an der Küste des Finnischen Meerbusens. Die Hauptstadt ist mit ihren über 600.000 Einwohnern zugleich die größte Stadt sowie wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes.
Der Dom von Helsinki ist das Wahrzeichen der Stadt. Er thront auf einem Hügel, sodass er aus fast allen Richtungen zu sehen ist. Besonders beeindruckend ist die Sicht vom Wasser aus. Eine Hafenrundfahrt bis hinaus zu den historischen Befestigungsanlagen lohnt sich also schon allein für dieses Motiv. Die Wartezeit bis zum Ablegen der Boote lässt sich - wenn man schonmal da ist - am besten bei einem kleinen Imbiss an den Ständen auf dem Marktplatz am historischen Rathaus überbrücken. Daneben gibt es aber noch jede Menge weiterer Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Beliebt sind beispielsweise (und völlig zurecht) das Reichtagsgebäude, das Finnische Nationaltheater, die Uspenski-Kathedrale oder die Sporteinrichtungen, die anlässlich der Olympischen Spiele 1952 errichtet wurden. Vom 72m hohen Turm des Olympiastadions hat man zudem einen tollen Blick über die gesamte Stadt.
Besonders an den wenigen warmen und sonnigen Sommertagen zieht es die Finnen in Scharen nach Draußen. In den weitläufigen Parkanlagen und den Flaniermeilen der Stadt wimmelt es dann von Einheimnischen und Touristen, die die Zeit im Freien genießen. Auch die Haupteinkaufsstraße Aleksanterinkatu ist dann gut besucht, in der sich nebem dem Hauptsitz der größten skandinavischen Warenhauskette Stockmann auch wichtige Wirtschaftseinrichtungen befinden.
Von Helsinki aus starten regelmäßig Fähren nach Tallinn in Estland. Die Überfahrt dauert ca. eine Stunde. Insbesondere an den Wochenenden kann man beobachten, wie sich viele feierfreudige Finnen auf den Weg an das deutlich günstigere gegenüberliegende Ufer des Finnischen Meerbusens machen, um sich dort ins Nachtleben zu stürzen. Aber nicht nur für Partytouristen ist Tallinn ein interessantes Ziel.
Tallinn ist nicht sehr groß. Gerade die sogenannte Unterstadt (Altstadt) lässt sich deshalb bequem zu Fuß erkunden. Die meisten der 420.000 Einwohner leben außerhalb der historischen Altstadt in Wohnvierteln, die sehr deutlich die Sowjetvergangenheit widerspiegeln. Innerhalb der alten Stadtmauern befinden sich die Hotspots der estnischen Hauptstadt. Zentral liegt der Rathausplatz mit dem - wer hätt's gedacht? - Tallinner Rathaus. Auch im Hochsommer stellen die umliegenden Cafés und Restaurants Heizpilze und Decken bereit, wovon vor allem die ausländischen Besucher gerne Gebrauch machen. Das Wärmeempfinden der Balten und Skandinavier scheint sich auch hier im Vergleich zu mitteleuropäischen Verhältnissen deutlich zu unterscheiden. Ebenfalls am Rathausplatz befindet sich mit der Ratsapotheke eine der ältesten Apotheken Europas. Wer stattdessen lieber auf die heilende Wirkung von Knoblauch setzt, wird nebenan im Knoblauchrestaurant Balthasar fündig. Ich hatte nicht geglaubt, dass das möglich ist, aber am Ende hat ein Knoblaucheis mit karamelisierten Knoblauchzehen ein sehr gelungenes Menü abgerundet. Knutschen ist anschließend aber nicht mehr drin.
Tallinn war viele Jahrzehnte eine der am besten befestigten Städte an der Ostsee. Deshalb gehören auch die Stadtmauer mit ihren Türmen und Pforten, die Dicke Margarethe (Wehrturm) und der Kiek in de Kök (ehemaliger Kanonenturm) zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Auf dem Domberg sind die Überbleibsel der mittelalterlichen Burg, sowie die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale und der Tallinner Dom bekannte touristische Anziehungspunkte.
Die alte Hansestadt Riga ist mit rund 700.000 Einwohnern größte Stadt des Baltikums. Zusammen mit den Einwohnern des Umlands ist Riga zudem der größte Ballungsraum in den drei baltischen Staaten. Die Stadt ist bekannt für ihre Jugendstilbauten in der gut erhaltenen Altstadt, besonders in den Straßen Elizabetes iela und Alberta iela.
Zentrum der Altstadt ist der Marktplatz, an dem sich auch das Rathaus befindet. Daneben steht das Schwarzhäupterhaus, das im zweiten Weltkrieg zerstört, anschließend von den Russen gesprengt und dann im Jahr 1999 wieder aufgebaut wurde. Das Haus diente der kaufmännischen Vereinigung der Schwarzhäupter als Versammlungsort.
Die Zeit im Nordosten Europas war in jedem Fall eine Reise wert. Das Zusammenspiel westeuropäischer, skandinavischer und russischer Einflüsse macht die besuchten Städte sehr einzigartig und sehenswert. Für Reisende mit straffem Zeitplan lassen sich Helsinki, Tallinn und Riga auch in kurzer Zeit erkunden. Bei einem nächsten Besuch würde ich aber definitiv auch dem Umland, dem Leben und der Natur außerhalb der Metropolen mehr Beachtung schenken.