Mai 2024 // Manchmal muss man für ein paar Tage raus. Da wir auch nach unseren Reisen nach Frankreich in den Jahren 2020 und 2023 immer noch weiße Flecken auf unserer Frankreichkarte haben und da wir diesen kleinen Landstrich im Osten bisher immer für einen kürzeren Aufenthalt aufgespart hatten, war das die passende Gelegenheit. Es ging für vier Tage ins Elsass.
Das Elsass (frz. Alsace) ist eine Europäische Gebietskörperschaft im Osten der Region Grand Est. Zwischen Vogesen und Rhein grenzt es im Norden und Osten an Deutschland und im Süden an die Schweiz. Politisch war das Elsass über Jahrhunderte hinweg ein Spielball deutscher und französischer Interessen. Bis heute wird dort sowohl Elsässisch und Französisch, als auch Deutsch gesprochen. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs gehört das Elsass zu Frankreich. Vor dem Hintergrund dieser bewegten Geschichte ist es kein Zufall, dass Straßburg nicht nur Hauptstadt der Region, sondern auch Sitz des Europarats ist.
Bereits auf dem Hinweg legten wir einen Zwischenstopp an einem der bekanntesten Wahrzeichen der Region ein: dem Château du Haut-Koenigsbourg (dt. Hohkönigsburg). Die Burg auf dem Stophanberch (dt. Staufenberg) wurde im 12. Jahrhundert als staufische Reichsburg erbaut, um von dort aus die Orte und Handelswege in diesem Teil des Oberrheingrabens zu kontrollieren. Heute tummeln sich Touristen/innen in den gut erhaltenen Gemäuern und genießen die Aussicht von der Burg sowie von den umliegenden Wanderwegen.
Nach diesem Abstecher fuhren wir weiter nach Colmar, der nach Straßburg und Mulhouse drittgrößten Stadt des Elsass, wo wir auch unsere Unterkunft für die kommenden Tage bezogen.
Colmar (elsäss. Colmer) ist der Hauptort des Départements Haut-Rhin und Wohnort für knapp 70.000 Einwohner/innen. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus sechs Jahrhunderten, darunter imposante Bürgerhäuser aus dem Mittelalter und der Renaissance. Beim Spaziergang durch die Altstadt fühlt man sich teilweise wie in einer Filmkulisse, wodurch sich auch die Beliebtheit bei asiatischen und amerikanischen Touristen erklären lässt.
Besonders beliebte Fotomotive finden sich im „Klein-Venedig“ (frz. La Petite Venise) entlang der Lauch, vorbei am Fischufer, der Markthalle des Marché Couvert bis zu den Brücken Turenne und Saint-Pierre. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung in die Altstadt mit dem gotischen Martinsmünster, der Hauptkirche der Stadt mit seinem 71 Meter hohen Turm. In den umliegenden Gassen und Plätzen gibt es eine reichliche Auswahl an Restaurants, in denen es neben Flammkuchen auch andere typisch elsässische Gerichte wie Sauerkraut, Munsterkäse und Baeckeoffe gibt, einen Eintopf mit allerhand Fleisch und Gemüse. Zum Nachtisch gibt es dann den ebenfalls typisch elsässischen Gugelhupf (elsäss. Kougelhopf).
Wer zwischen den deftigen Mahlzeiten noch Energie für Kultur hat, der findet sie im Unterlinden-Museum. Bekannt ist das meistbesuchte Museum Frankreichs außerhalb von Paris neben den Werken von Martin Schongauer und Lucas Cranach dem Älteren vor allem für den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald aus dem 16. Jahrhundert. Wenn man mit Bestaunen fertig ist, kann man im Innenhof des Museums bei schönem Wetter auf einem der Liegestühle das altehrwürdige Gebäude auf sich wirken lassen.
Colmar liegt an der 170km langen Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich gern als Hauptstadt der elsässischen Weine. Die typischen Weindörfer, wie Riquewihr oder Ribeauvillé liegen jedoch wenige Kilometer von Colmar entfernt - ebenso wie Kaysersberg. Das Dorf hat eine schöne kleine Altstadt, durchzogen vom Fluss Weiss, mit verwinkelten Gässchen und Fachwerkhäusern. Ebenso befindet sich dort das Maison Albert Schweitzer, das Geburtshaus des bekannten Missionsarztes, das heute als Museum dient.
Über den Dächern der Stadt mitten in den Weinbergen thront die mittelalterliche Burg Kaysersberg. Die Ruine ist von der Altstadt aus in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen und bietet von der frei zugänglichen Turmspitze aus eine tolle Aussicht über die umliegenden Hügel und die Rheinebene.
In Sichtweite von Colmar in westlicher Richtung liegen die Vogesen. Das Mittelgebirge mit einer höchsten Erhebung von 1.424 Metern bildet die französische Verlängerung des Pfälzerwalds und die Westgrenze der Oberrheinebene. Mit dem Auto ist man also in wenigen Minuten mittendrin. Diese Gegebenheit nutzen wir für eine Wanderung zum Lac Noir (dt. Schwarzer See). Oder besser gesagt: ausgehend vom Lac Noir in die umliegenden Hügel und wieder zurück. Startpunkt der Wanderung war der Parkplatz am Restaurant am Ostufer des Sees.
Die große Tour um den Lac Noir lässt sich in knapp zwei Stunden bewältigen. Mit insgesamt 371 Höhenmetern kommt man an verschiedenen Stellen vorbei, an denen man einen großartigen Blick auf den See hat - hinein in die Rheinebene und sogar bis nach Freiburg im Breisgau.
Der letzte Tagesausflug war bereits ein Teil unserer Heimreise. Direkt an der deutsch-französischen Grenze liegt der Ort Neuf-Brisach mit seinen 1.945 Einwohner/innen. Erbaut wurde die Stadt Anfang des 18. Jahrhunderts in Form eines Achtecks mit zentralem Exerzierplatz und schachbrettartigem Straßennetz - die Idealform einer Festungsstadt in der Militärarchitektur des Barock. Beeindruckender als die Stadt selbst sind deshalb vermutlich die sternförmigen Festungsanlagen, die zu einem Spaziergang einladen.
Ein weiteres Highlight von Neuf-Brisach ist das Musée Arts Urbains et du Street Art, kurz Mausa genannt. In den Räumen und Fluren der Kasematten sind seit der Eröffnung im Jahr 2018 die Werke vieler verschiedener Street Art-Künstler/innen zu sehen. Mit etwas Glück, kann man den Künstler/innen sogar bei der Arbeit zusehen.
Mit diesen Eindrücken im Gepäck starteten wir auf die letzten Meter über die Grenze und den Rhein und anschließend zurück nach Hause.
Das Elsass ist in vielen Punkten der Pfalz recht ähnlich - die Rheinebene zu Füßen, die grünen Hügel im Rücken und dazwischen Wein und Fachwerk. Vielleicht ist das Elsass in allem noch ein bisschen größer und - schon alleine aufgrund der Sprache und der Landesgrenze - für Deutsche etwas exotischer. Zumindest fühlt es sich direkt sehr nach Urlaub an.
Colmar als Ausgangspunkt von Ausflügen passt super. Und auch die Stadt an sich hat viel zu bieten, wenngleich sie etwas touristischer war, als erwartet. Unterm Strich bleibt ein Kurztrip ins Elsass aber eine klare Empfehlung.