September 2015 // Eine Hochzeitseinladung führte uns nach Ecuador. Bis dato war mir dieses Land recht unbekannt, also nichts wie hin. Über die Dominikanische Republik und Panama (Hinweis an mich: Panama sollte man sich auch mal von außerhalb des Flugzeugs ansehen!) landeten wir nach einer gefühlten Ewigkeit an Küste in Guayaquil.
Guayaquil ist mit ca. 2,5 Millionen Einwohner deutlich größer als die Hauptsdat Quito und damit auch die größte Stadt Ecuadors. Zwar gewinnt die Metropole keinen Schönheitspreis, aber dafür bleibt noch Luft nach oben, die der Rest des Landes mühelos zu füllen weiß. Von hier aus starteten wir unsere dreiwöchige Reise.
Von Quayaquil aus erreicht man in ca. einer Stunde die Pazifikküste. Dieses Bild entstand in der Nähe von Chanduy:
Die Galapagosinseln sind ein Archipel im östlichen Pazifik und liegen ca. 1.000km vor der ecuadorianischen Küste. Von Guayaquil sind die Inseln in etwa einer Flugstunde zu erreichen. Von Quito aus dauert es etwas länger. Politisch gehört Galapagos zu Ecuador und bildet eine eigenständige Provinz.
Das Wort Galápago bezieht sich auf den Schildkrötenpanzer, der bei einigen Unterarten der Galapagos-Riesenschildkröten wie ein Sattel aufgewölbt sind. Diese Schildkröten sind die bekanntesten, wenn auch bei weitem nicht die einzigen beeindruckenden Vertreter der einzigartigen Tierwelt. Aufgrund der Abgeschiedenheit der Inselgruppe konnte sich eine Tier- und Pflanzenwelt entwickeln, die kaum von der kontinentalen Evolution beeinflusst ist. Dieser Tatsache verdankt der Nationalpark der Galapagosinseln auch seine anhaltende Faszination sowie seinen Status als Weltnaturerbe der UNESCO. 97% der Inseln stehen unter strengem Naturschutz. Für Reisende bedeutet das, dass man sowohl bei der Einreise am Flughafen, als auch beim Übersetzen auf andere Inseln an den Anlegestellen kontrolliert wird, damit man keine fremden Tiere oder Pflanzen einschleppt. Das Ökosystem ist es nicht gewohnt, sich gegen fremde Arten zu behaupten. Auch die Tiere scheinen keine natürlichen Fressfeinde zu kennen, weshalb sie im Stadtbild allgegenwärtig sind und sich von Menschen nicht beeindrucken lassen.
Wir verbrachten eine Woche auf den Galapagosinseln. Die ersten Tage wohnten wir in Puerto Ayora auf der Insel Santa Cruz, auf der sich einer der beiden Flughäfen der Provinz befindet. Danach ging es weiter nach San Cristobal, wo wir uns für drei Nächte in einem Hostel in Puerto Baquerizo Monero eingebucht hatten. Zwischen den Inseln verkehren täglich Fähren. Man sollte dabei jedoch keine Fähren erwarten, wie man sie aus Europa kennt.
Bei den Fähren auf den Galapagosinseln handelt es sich um Schnellboote mit einer Kapazität von ca. 20 Passagieren, die bei ordentlicher Geschwindigkeit auch bei leichtem Seegang ziemlich durcheinadergewirbelt werden. Kleiner Tipp: Je weiter man vorne sitzt, desto größer ist die Auf- und Abwärtsbewegung.
Jede der Inseln hat eine ganze Menge zu bieten. Um zu den interessantesten Punkten zu gelangen, spricht man am besten einen Taxifahrer an oder lässt sich von den Gastgebern einen Fahrer rufen. Die Taxifahrer sind darin geschult, die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten zu bringen und auch ein wenig darüber zu erzählen. Wenn man Spanisch spricht, versteht man auch etwas. Für einen festen Tagespreis bleiben die Fahrer den ganzen Tag dabei und man kann sich ganz in Ruhe umsehen.
Für viele Taucher ist eine Reise zu den Galapagosinseln ein Höhepunkt in ihrem Taucherleben. Für uns war es der Anlass, den Tauchschein zu machen. Aber egal in welcher Reihenfolge man die Sache angeht, es loht sich. Natürlich ist die Auswahl an Tauchspots für Anfänger wegen der Strömung und der Tiefe etwas eingeschränkt, aber man kann kaum enttäuscht werden.
Auf den Inseln gibt es eine große Auswahl an Anbietern, die täglich Touren zu den umliegenden Spots mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden anbieten. Hier sollte man sich schon ein wenig Zeit nehmen, um einen Guide zu finden, dem man sein Leben anvertrauen möchte. Aber danach kann es losgehen. Wir starteten unsere Tauchwoche in in Daphne und in Seymour Norte.
Ein weiterer Ausflug führte uns zum Kicker Rock. Die Felsformation ist vor der Küste von San Cristobal gut zu sehen und bietet auch für Einsteiger atemberaubende Tauchgänge.
Bei erfahreneren Tauchern (mit dem nötigen Kleingeld) sind mehrtägige Touren beliebt. Dabei verbringt man mehrere Tage auf See und erreicht so auch entlegene Spots.
Nach der Rückkehr von den Galapagosinseln ging es direkt mit dem Bus weiter nach Cuenca ins Landesinnere Ecuadors. Mit knapp 300.000 Einwohnern ist Cuenca die drittgrößte Stadt Ecuadors und die Hauptstadt der Provinz Azuay. Geografisch befindet sich die Stadt in einem andinen Hochlandbecken auf 2.500m Höhe.
Das Stadtbild ist geprägt vom Fluss Tomebamba und vielen Gebäuden im Kolonialstil. Erwähnt man daneben noch die alte Kathedrale ist damit über die Stadt auch schon Vieles erzählt, was an der Stelle aber nicht abwertend verstanden werden soll. Cuenca hat einen sehr eigenen Charme und wirkt unglaublich authentisch.
Die heimliche Sehenswürdigkeit von Cuenca findet sich in den Hutmanufakturen, die man in einigen Fällen auch besichtigen kann. Denn obwohl der Name einen anderen Schluss nahelegt, stammen die berühmten Panama-Hüte nicht aus Panama, sondern aus eigentlich Ecuador sowie zum größten Teil sogar direkt aus Cuenca. Da die Hüte über Panama verschifft wurden, hat sich diese falsche Bezeichnung in vielen Ländern durchgesetzt.
Ausgehend von Cuenca gibt es mehrere interessante Ausflugziele. Wir besuchten die Wasserfälle in Giron und den El Cajas National Park.
Durch den Nationalpark führen gleich mehrere Wanderrouten auf den alten Inkatrails. Wenn man etwas weniger Zeit hat und trotzdem die interessantesten Flecken sehen möchte, empfiehlt sich eine geführte Tour. Diese kann man in Cuenca in mehreren Agenturen buchen.
Giron ist in ca. einer Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die letzten Kilometer bis zum Fuß des ersten Wasserfalls von El Chorro muss man jedoch mit dem Taxi zurücklegen. Der Gebirgsbach bahnt sich über vier Wasserfälle seinen Weg ins Tal.
Ecuador ist bei Reisenden besonders beliebt aufgrund seiner geografischen Vielfalt auf relativ kleinem Raum. Neben den Galapagosinseln, der Küstenregion und dem andinen Hochland befindet man sich im Osten an den Grenzen zu Peru und Kolumbien bereits mitten im Dschungel des Amazonas-Tieflands. Damit machten auch wir unsere Reise komplett. Von Quito aus buchten wir eine viertägige Tour zur Guacamayo Lodge. Lodges sind kleine "Siedlungen" mitten im Regenwald, die zumeist nur per Boot erreichbar sind. Der Preis richtet sich nach der Anzahl der Übernachtungen und der Ausstattung der Lodges.
Die Häuser und Wege der Lodges sind auf Pfählen gebaut, damit man dort auch während der Regenzeit leben kann. Von diesen Basiscamps aus finden täglich Exkursionen in den Regenwald statt. Es gab Wanderungen bei Tag und bei Nacht, Vogelboebachtung in den frühen Morgenstunden, eine spirituelle Behandlung von einem Schamanen und ein traditionell zubereitetes Mittagessen. Wir wateten durch knietiefen Sumpf und standen gefühlt viele Stunden lang regungslos im Dschungel, während wir nach Tieren Ausschau hielten. Im Gegensatz zu Galapagos, scheinen die Tiere im Regenwald sehr großen Respekt vor etwaigen Fressfeinden zu haben, weshalb es ohne Guide nahezu unmöglich ist, sie zu finden. Alles in allem: klare Empfehlung!
Quito ist die Huptstadt sowie nach Guayaquil die zweitgrößte Stadt Ecuadors. Sie liegt 20km südlich des Äquators in einem Becken der Anden auf 2.850m über dem Meeresspiegel. Aufgrund der Form des Beckens erstreckt sich die Stadt über 50km in Nord-Süd-Richtung. Zwischen der östlichen und westlichen Stadtgrenze liegen hingegen nur 4km.
Für Quito kann man gut uns gerne zwei bis drei Tage einplanen. Leider hatten wir am Ende unserer Reise nur noch einen Tag übrig, den wir in der Hauptstadt zubringen konnten. Wir mussten das Programm also etwas reduzieren. Nach einem ausgedehnten Stadtrundgang besuchten wir zunächst die Midat del Mundo (dt. Die Mitte der Welt) mit dem beeindruckenden Obelisk. Der Obelisk wurde exakt dort errichtet, wo sich nach altertümlichen Berechnungen der Äquator befindet. Auch als sich zwischenzeitlich herausgestellt hat, dass sich der richtige Äquator wenige hundert Meter weiter südlich befindet, hielten die Stadtplaner an diesem Standort fest. Schließlich bot dieser Platz aufgrund seiner Verkehrsanbindung bessere Voraussetzungen, um ihn zu einem touristischen Highligth aufzublasen. Dieses Spektakel mit Eintrittsgeld, Parkanlage, Allee, Obelisk, Eis- und Souvenirständen wirkt angesichts dieser Tatsache fast ein wenig albern. Aber was macht man nicht alles? Immerhin liegt der "falsche Äquator" auf dem Weg zum richtigen Äquator. Auch dort findet sich eine kleine Parkanlage mit historischen Gebäuden und geführten Touren, die aber durchaus unterhaltsam sind.
Einen Blick von oben bekommt man am einfachsten, indem man mit der Seilbahn Teleferico auf 4.100m Höhe hinauffährt. In wenigen Tagen im Jahr lässt sich von hier auch der Cotopaxi besonders gut betrachten, wenn die Wolken den Blick freigeben. Das Panorama hat uns ansatzweise sicherlich auch dafür entlohnt, dass uns für andere Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Basilika von Quito, leider keine Zeit mehr blieb. Aber wenn man genau hinsieht, ist die Basilika hier sicher auch irgendwo zu sehen.