Mai 2016 // Die Staaten Bosnien-Herzegowina und Montenegro entstanden nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" in den 1990er Jahren aus der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Die meisten Menschen meiner Generation kennen die Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen höchstens noch bruchstückhaft aus der Tagesschau. Leider spielt die geschichtliche Aufarbeitung auch in den deutschen Lehrplänen keine allzu große Rolle. Das ist bedauerlich, denn in Europa gibt es nur noch wenige Schauplätze, an denen der Krieg für die jüngeren Generationen noch so greifbar ist, wie in dieser Gegend.
Auch neben den geschichtlichen Aspekten sind beide Länder sehr sehenswert. Meine (eher unkonkreten) Erwartungen wurden in jeden Fall übertroffen und am Ende bleibt zwischen vielen unvergesslichen Eindrücken vor allem die Erkenntnis, dass es auch mitten in Europa noch überraschende Reiseziele gibt.
Auf der Karte findet Ihr unsere Stationen. Die ersten Tage verbrachten wir in Sarajevo und in Mostar. Anschließend überquerten wir die Grenze nach Montenegro. Dort starteten wir in der Bucht von Kotor, verbrachten ein paar Tage im Durmitor-Nationalpark (Zabljak) und beendeten die Reise in der Hauptstadt Podgorica.
Das Netz an Fernbussen ist recht gut ausgebaut, insbesondere zwischen den größeren Städten. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit hatten wir aber sowohl positive, als auch negative Erfahrungen. Glücklicherweise gibt es flexible Taxifahrer.
Bei kleineren Ausflügen ist es sinnvoll, die Gastgeber oder Hotelangestellten nach Fahrern zu fragen. Es gibt viele Einheimische, die sich mit solchen - mehr oder weniger offiziellen - Touren die Haushaltskasse aufbessern.
Nicht nur die Spuren des Kriegs und die vielfältigen historischen Hintergründe, sondern auch die Koexistenz unterschiedlicher Religionen prägt das Stadtbild von Sarajevo. Viele Jahrhunderte unterschiedlicher politischer und religiöser Strömungen und Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Diese Spuren werden auch in zahlreichen Museen ausgestellt. Die Galerija 11/07/95 ist in dieser Reihe sicherlich eines der beeindruckendsten. Dort wird in Bildern und Videos das Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 aufbereitet.
Ansonsten solltet Ihr auch auf die folgenden Sehenswürdigkeiten achten:
Im Bosnienkriegs schlugen täglich etwa 300 Geschosse in Sarajevo ein. Viele dieser Einschlagspuren, bei denen Menschen getötet wurden, wurden bemalt und dienen heute als Gedenkstätten im Straßenbild.
Im Museum ist u.a. ein Teil des Tunnels originalgetreu nachgebaut, der während der Belagerung Sarajevos (1992-1995) zur Versorgung der eingeschlossenen Stadtbewohner genutzt wurde.
An der Ecke dieser unauffälligen Steinbogenbrücke fand am 28. Juni 1914 das Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns statt, wodurch der erste Weltkrieg ausgelöst wurde.
Die mit Abstand bekannteste Sehenswürdigkeit von Mostar ist die Altstadt mit ihrem Wahrzeichen der "Stari most" (dt. Alte Brücke). Die Brücke wurde im Bosnienkrieg vollständig zerstört. Von 1996 bis 2004 wurde sie jedoch wieder originalgetreu aufgebaut und 2005 zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Die Brücke und die Altstadt haben definitiv eine enorme Anziehungskraft - insbesondere für Ausflügler aus Sarajevo und Dubrovnik. Die Altstadt ist deshalb während des Tages teilweise recht überfüllt. Falls Ihr mehrere Tage vor Ort seid, nutzt die Tagesstunden am besten für einen Ausflug zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten und geht nur am Morgen und am Abend in die Altstadt. Das ist deutlich entspannter.
Neben der Altstadt gibt es in der näheren Umgebung auch noch ein paar spannende Ausflugsziele, die man von Mostar aus mit einem Fahrer an einem Tag nacheinander besuchen kann.
Leider kann ich mich an den Namen nicht mehr erinnern. Die Siedlung liegt aber direkt an der Straße von Mostar nach Kravice und ist auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Das Kloster liegt direkt an einer Quelle am Fuß einer Steilwand. Die Umgebung ist sehr beeindruckend und dementsprechend auch gut besucht.
Die Wasserfälle von Kravice liegen ca. eine Stunde von Mostar entfernt. Wer nicht nur fotografieren möchte, darf dort gerne auch ins Wasser springen.
Die Bucht von Kotor ist eines der wenigen Fjorde außerhalb Skandinaviens. Die historische Altstadt ist sehr dicht bebaut und von den alten Stadtmauern umschlossen. Entlang der Stadtmauern ist es möglich, direkt aus der Stadt heraus die 1.300 Stufen der Festungsmauern zu erklimmen und den Ausblick auf die Bucht zu genießen.
Außerhalb der Altstadt ist die Anzahl der Sehenswürdigkeiten eher begrenzt. Man kommt also - wenn man nichts Besonderes vor hat - mit zwei Nächten vor Ort gut über die Runden. Aber die Dinge, die es zu sehen gibt, sind die Reise ohne Frage wert.
Von Kotor fährt einmal täglich ein Bus über Podgorica nach Zabljak, bei dem man nicht Umsteigen muss. Flexibler ist es aber, zunächst nach Podgorica zu fahren. Von dort aus fahren dann mehrere Busse in Richtung Norden.
Der Durmitor ist ein Bergmassiv im Norden Montenegros. Seit 1952 gibt es den gleichnamigen Nationalpark, der 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde. Das Gebiet ist durchzogen von der Tara, dem mit 140km längsten Fluss Montenegros, der über die Jahrtausende den größten und tiefsten Canyon Europas in die Landschaft geschnitten hat.
Der Nationalpark an sich ist die eigentliche Sehenswürdigkeit. Die Frage ist nur, wie man sich vor Ort fortbewegt:
Podgorica ist die Hauptstadt Montenegros. Trotzdem ist es nicht ganz so einfach, zumindest ein paar nette Bilder dieser Stadt mit nach Hause zu bringen. Für alle, die schon einmal in Ludwigshafen waren, dürfte sich hier ein Déjà-vu-Erlebnis einstellen. Sprich: Es gibt in Podgorica entweder nichts zu sehen oder die sehenswerten Dinge sind verdammt gut versteckt. Falls man aber ohnehin da ist - schon aufgrund des internationalen Flughafens - gibt es doch das eine oder andere, um sich über den Tag zu retten. Mein persönliches Highlight: die deutsche Botschaft im Obergeschoss eines Kinderschuhladens.